Es kommt vor, dass Familienangehörige durch einen Vertrag bzw. ein Testament enterbt werden. Dann besteht aber theoretisch Anspruch auf das Pflichtteilsrecht. Was bedeutet dies konkret? Das Gesetz regelt, dass nahe Verwandte zumindest einen Teil des Erbes erhalten. Das gilt selbst dann, wenn die entsprechenden Personen in einem Testament oder einem Erbvertrag vom Erbe ausgeschlossen wurden. Die sogenannte Testtierfreiheit, also die selbst bestimmte Entscheidung des Erblassers darüber, wer seinen Nachlass erhalten soll, wird durch das Pflichtteilsrecht eingeschränkt.
Wann Anspruch auf den Pflichtteil besteht
Erben können ihre Ansprüche geltend machen, wenn sie nachweislich ein Recht auf den Nachlass haben. Dafür müssen sie pflichtteilberechtigte Angehörige sein. Dies trifft auf sämtliche Kinder, Enkel und Urenkel des Erblassers zu. Das gilt unabhängig davon, ob diese Abkömmlinge ehelich, unehelich, legitimiert oder adoptiert sind. Zu den Angehörigen mit Anspruch auf das Pflichtteil gehören auch Ehepartner, eingetragene Lebenspartner sowie Eltern des Erblassers. Großeltern und Geschwister einer verstorbenen Person haben kein Anrecht auf das Pflichtteil.
Auf die Rangfolge kommt es an
Der tatsächliche Anspruch eines Pflichtteilberechtigens hängt von einer bestimmten Rangfolge ab. Direkte Abkömmlinge, also etwa Kinder und Kindeskinder, sind gegenüber fernen Verwandten meist im Vorteil. Zudem sollte man unbedingt die Fristen beachten. Um eigene Ansprüche durchzusetzen, ist die Beachtung von Fristen das oberste Gebot. Pflichtteilberechtigte haben nach Kenntnisnahme des Todesfalls eine Frist von drei Jahren, um ihr Pflichtteil zu beanspruchen. Eine Verjährungsfrist fängt immer am 31. Dezember jenes Jahres, in dem der Betroffene vom Erbfall und seiner Enterbung Kenntnis erlangt hat.
Beispiel und Sonderfälle
Ein Kind, dessen Elternteil 2020 verstorben ist, erfährt erst am 13. März 2025 von dessen Verscheiden und ihrer Enterbung auf der Grundlage eines Testaments. Die Frist für das Pflichtteilsrecht fängt am 31. Dezember 2025 an. Die Verjährung in Bezug auf den der Anspruch tritt am 01. Januar 2029 ein. Das Gesetz regelt sogenannte gehemmte Fristen. Demzufolge treten Verjährungsfristen in bestimmten Fällen nicht ein. Das betrifft Personen unter 21 Jahren sowie im Falle von Erben mit Vormundschafts-, Pflegschafts- oder Betreuungsverhältnis.
Ab wann der Anspruch geltend gemacht werden kann
Beim Eintritt des Erbfalls ist das Pflichtrecht geltend zu machen. Eröffnet der Notar das Testament, so erfahren Nachkommen von einer etwaigen Enterbung und dem damit ggf. verbundenen Anspruch auf einen Pflichtteil. Andernfalls muss der Berechtigte diesen einfordern. Er legt dann den Erben ein schriftliches Begehren vor, in dem er die Auszahlung des Pflichtteils verlangt. Pflichtteilberechtigte mit Anspruch auf den Pflichtteil lassen sich idealerweise von einem auf Erbrecht spezialisierten Anwalt beraten. Er weiß, wie er im Falle einer Enterbung zum Wohle seiner Mandantschaft vorzugehen hat. Er berät kompetent auf der Grundlage neuester gesetzlicher Vorschriften seines Fachgebiets und klärt Erben über deren Rechte auf.
Weitere Informationen zum Thema Pflichtteilsrecht finden Sie auf Webseiten wie z. B. von Rechtsanwälte Schnell & Kollegen GdbR.
